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Chronik der Eremitage
Die erste Sammlung geht auf das Jahr 1764 zurück, in dem Katharina II. (Katharina die Große) 225 Bilder von dem Berliner Kunsthändler Johann Ernst Gotzkowsky erwarb. Die Gemälde waren ursprünglich für den preußischen König bestimmt, der sie aufgrund finanzieller Engpässe nach dem Siebenjährigen Krieg nicht erwerben konnte. Darüber hinaus kaufte sie 1765 weitere 1.000 Gemälde aus der Sammlung des Grafen Brühl sowie übernahm in den Folgejahren zum Teil ganze Sammlungen von anderen Adligen. Diese stellte sie daraufhin im Winterpalais aus, um ihren Ruf als herausragende Kunstsammlerin zu unterstreichen und das hohe Kunstverständnis Russlands zu demonstrieren.
Anfänglich trug nur das Gebäude der „Kleinen Eremitage“ diesen Namen, welches von 1764–1775 durch den Architekten Jean-Baptiste Vallin de la Mothe im Stile des Klassizismus errichtet wurde. Dieses war als Rückzugsort für die Monarchin gedacht, in welchem sie die von ihr gekauften Gemälde aufbewahrte.
Einige Jahre später folgte die „Alte Eremitage“, welche heute als „Große Eremitage“ tituliert wird. Sie wurde von 1784 bis 1787 von Georg Friedrich Veldten erbaut und diente als Erweiterungsbau, um der schnell wachsenden Kunstsammlung den notwendigen Platz einräumen zu können.
Ein weiterer Teil der Anlage ist das Eremitage-Theater, welches von 1783-1787 unter Katharina der Großen als Erstes seiner Art in Sankt Petersburg entstanden ist. Es wurde als Privattheater der Zarenfamilie konzipiert und daher bis 1796 ausschließlich für private Vorführungen genutzt. In Folge dessen ist es heute das kleinste Theatergebäude der Metropole und tritt nur selten in Erscheinung, da es überwiegend als Verwaltungsgebäude sein Dasein fristet.
Darüber hinaus gehören der Anlage noch die Bauten der „Neuen Eremitage“ und ein Teil des Generalstabsgebäudes (auf dem Palastplatz gegenüber dem Winterpalast) sowie des Menschekow-Palais an.
Ursprünglich war die Sammlung von Kunstobjekten eine der Vorlieben der Großfürsten. Sie wollten Kunstgegenstände aus der ganzen Welt zusammentragen, um sich damit zu schmücken, aber vor allem um Weltoffenheit und Bildung zu demonstrieren. 1852 entschied sich der Hof dann die Privatsammlung der Staatsoberhäupter öffentlich zugänglich zu machen und dem Volke zu präsentieren. Dazu ließ Nikolaus I. in den Jahren 1839-1851 die „Neue Eremitage“ errichten, welche über einen separaten Eingang verfügte. Dadurch konnte sie bautechnisch vom restlichen Teil des Palastes abgetrennt werden.
Darüber hinaus kaufte er weitere Gemälde auf, so zum Beispiel von den Erben Joséphines, der Gattin Napoleons, deren Sammlung im Laufe der Napoleonischen Kriege entstanden war.
Doch nicht nur Schmuckstücke der Zaren sind im Bestand der Eremitage zu finden, auch viele Kunstobjekte anderer russischer Adliger sind Bestandteil der Pinakothek. Diese Exponate wurden im Zuge der Oktoberrevolution dorthin überführt, als die Privatsammlungen vermögender Besitzer durch Enteignungen aufgelöst wurden.
Als Nachwirkungen dieser Geschehnisse erlebte das Museum entscheidende Veränderungen. Nicht nur, dass es in „Staatliches Museum“ umbenannt wurde, es wurden zudem viele Werke aus dem Depot der Eremitage nach Moskau ausgelagert bzw. an verschiedene Museen in der Provinz weitergegeben. Damit sollten der Geist und die Ideale der Aufklärung überdies auf dem Lande festgeschrieben und die Bedeutung der neuen Hauptstadt Moskau unterstützt werden. Als weiterer Schritt wurde der Palast für Lesungen, Vorträge und Filmvorführungen geöffnet und 1920 eine erste Ausstellung über das antike Ägypten präsentiert. Ab 1922 war der gesamte Palastbereich für das Publikum offen und konnte in den ersten fünf Jahren sogar kostenlos besucht werden.
Allerdings machte sich in den Folgejahren eine finanzielle Krise in Russland breit, weshalb das Außenhandelsministerium der UdSSR im Jahre 1925 entschied, Kunstwerke gegen Devisen in andere Staaten zu verkaufen.
Im Zuge dessen verließen zwischen 1928 und 1933 2.880 Meisterwerke, darunter 250 Hauptwerke und 50 Gemälde von Weltgeltung die Bestände des Museums. Sie wurden unter anderem nach Armenien und in die USA abgegeben. Einer der Käufer war der amerikanische Bankier und Finanzminister Mellon, dessen Nachlass 1941 bei der Gründung der National Gallery in Washington D.C. einen wesentlichen Bestandteil ausmachte.
Doch nicht nur Privatpersonen interessierten sich für die Bilder. Ebenso erwarben verschiedene Museen herausragende Werke aus dem Besitz der Eremitage. So findet sich Tiepolos „Fest der Kleopatra“ heute in die National Gallery of Victoria in Melbourne. Poussins „Triumph des Neptun und der Amphitrite“ gehören zum Inventar des Philadelphia Museum of Art. Rembrandts „Petrus verleugnet Christus“ und Antonio Moros Porträts „Sir Thomas Gresham“ sowie „Anne Fernley“ haben ihren Platz im Amsterdamer Rijksmuseum. Jan van Eycks „Kreuzigung“ und „Jüngstes Gericht“ sind im Bestand des New Yorker Metropolitan Museum.
Während des Zweiten Weltkrieges litt die Sammlung sehr unter der deutschen Belagerung und die Eremitage wurde von 17 Artilleriegeschossen sowie zwei Fliegerbomben getroffen. In dieser Zeit hielten sich 12.000 Menschen permanent in den Räumlichkeiten auf, um die Kunstgegenstände gegen äußere Einflüsse wie Nässe, Feuer, Kälte und Kriegsbeschädigungen zu schützen. Ein Teil der Sammlungen wurde in den Kellergewölben unter der Anlage eingelagert, über eine Million weiterer Exponate schaffte man nach Jekaterinburg, wo man hoffte, sie in Sicherheit bringen zu können. Dennoch gelang es den deutschen Truppen, verschiedenste Werke an sich zu nehmen, die nach dem Ende des Krieges jedoch wieder nach Russland gelangten.
Die Rückführung enthielt aber nicht nur ehemals russische Besitztümer, sondern war gleichermaßen von Meisterwerken geprägt, die sich bereits vor dem Feldzug gegen Russland in deutschen Museen befanden. Daher findet seit 1990 ein reger Austausch mit der Bundesrepublik statt, in welchem einerseits Kunstschätze von Russland nach Deutschland transferiert und andererseits in umgekehrter Richtung rückübertragen wurden. Allerdings fand der erste Tausch bereits 1955 statt. Eine weitere spektakuläre Rückführung gab es 1958, als über 300 Güterwaggons mit Kunstwerken aus der damaligen UdSSR in die Deutsche Demokratische Republik verbracht wurden, um sie dort erneut der Öffentlichkeit zu präsentieren. Eines der letzten Beispiele von Rückgaben ist unter anderem eine Kommode sowie ein Mosaik aus dem ursprünglichen Bernsteinzimmer, welche in Deutschland aufgefunden wurden. Sie wurden im Jahre 2000 an den russischen Staat zurückgegeben.
Trotz der langen Blockade war es möglich, einen nicht unerheblichen Teil der Kunstgegenstände zu retten. Daher konnte bereits am 7. November 1944 eine Wiedereröffnung mit den verbliebenen Meisterwerken stattfinden. Offiziell wurde die Eremitage dann mit allen neuen und alten Ausstellungsstücken am 5. November 1945 dem Publikum zugänglich gemacht.
Seit der Öffnung Russlands zum Westen und dem Fall des Eisernen Vorhangs hat die Eremitage langfristige Zusammenarbeiten mit den verschiedensten Museen in der Welt entwickelt. Hervorzuheben wäre beispielsweise die enge Kooperation mit der Solomon R. Guggenheim Foundation und dem dazugehörigen Guggenheim Hermitage Museum in Las Vegas. Außerdem besteht ein unmittelbares Zusammenwirken mit der Hermitage Amsterdam sowie den Hermitage Rooms im Courtauld Institute of Art in London.