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Bernsteinzimmer
Kennzeichnend für den Katharinenpalast ist und war das sogenannte Bernsteinzimmer, welches auf einen Auftrag des preußischen Königs Friedrich I. zurückgeht. Es handelt sich dabei um verschiedene Wandverkleidungen und Schmuckelemente, die allesamt aus Bernstein gefertigt wurden. Sie waren anfänglich für das Berliner Stadtschloss Charlottenburg bestimmt, fanden dann aber den Weg nach Russland. Die Geschichte besagt, dass der dänische Bernsteindreher Gottfried Wolffram 1701 die Aufgabe erhielt, die Wandvertäfelungen anzufertigen. Da seine Honorare jedoch mehr und mehr als zu hoch empfunden wurden, delegierte man das Projekt im Jahre 1706 an die beiden Danziger Bernsteinmeister Ernst Schacht und Gottfried Turau weiter. Sie sollten das Kunstwerk vollenden, welches heute als „Achtes Weltwunder“ gilt. Da Friedrich I. 1713 verstarb, wird vermutet, dass die Verzierungen erst nach seinem Tode im Weißen Saal der Charlottenburger Residenz installiert wurden, da die Arbeit 1712 noch in vollem Gange war.
Bei einem Besuch des „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. bewunderte Peter der Große das Zimmer und war sofort fasziniert von der Verarbeitung des Gesteins. Der deutsche Regent hatte hingegen nur sehr wenig für derlei Kunst übrig, die sein Vorgänger in Auftrag gegeben hatte. Friedrich Wilhelm hatte eher eine Vorliebe für militärische Dinge und bewunderte die Infanteristen des Zaren, die eine stattliche Größe hatten. Der preußische König plante zudem gerade eine Leibgarde für sich und seinen Hof, welche aus Soldaten mit Gardemaß bestehen sollte. Er rekrutierte dafür hochgewachsene Männer, die jedoch in der damaligen Zeit nicht einfach zu finden waren. Daher beeindruckten ihn die russischen Militärangehörigen so sehr, dass beide zur Besiegelung eines Paktes ein Tauschgeschäft beschlossen, welches als eine Art Gastgeschenk gemeint war. Der russische Herrscher erhielt 1716 das Bernsteinzimmer und beantwortete die Gabe mit einer Schiffsladung Soldaten, die fortan dem preußischen König als Leibwache dienten. Diese gingen unter der Bezeichnung „lange Kerls“ in die Militärgeschichte ein.
Nachdem die Kisten zunächst in Sankt Petersburg eingelagert worden waren, fand Großfürstin Elisabeth, die Tochter Peters des Großen und Nachfolgerin ihres Vaters, die Kostbarkeiten 1741 wieder. Zunächst ließ sie sie im Winterpalais anbringen, entschied sich aber 1755 dafür, diese im Katharinenpalast zur Schau zu stellen. Da das dafür vorgesehene Zimmer größer war als die in Berlin vorhandenen Räumlichkeiten, musste das Kunstwerk umgearbeitet werden. Dafür beauftragte Elisabeth den Hofarchitekten Bartolomeo Francesco Rastrelli, der es mit Spiegelpilastern und vergoldeten Schnitzereien derart umgestaltete, dass man meinen konnte, es wäre nie anders hergestellt worden.
Während der deutschen Invasion wurde das Schloss im September 1941 von der deutschen Wehrmacht besetzt und als Wohnunterkunft sowie Militärverwaltung genutzt. Vor der Einnahme des Palastes versuchten die Verantwortlichen das Meisterwerk zu evakuieren, was sich jedoch als sehr zeitintensiv herausstellte, da die Befestigung nur stückweise gelöst werden konnte. Nachdem die ersten Teile zerbrochen waren, überklebte man das Bernsteinzimmer mit alten Lappen und Tapeten, in der Hoffnung, es damit dem Zugriff entziehen zu können. Dies war jedoch nur von kurzem Erfolg gekrönt, da die deutschen Truppen Kunstexperten beschäftigten, die den Trick schnell entdeckten. Nach der Offenlegung erging am 14.10.1941 der Befehl durch Reichsleiter Rosenberg, dass kostbare Werk unter Aufsicht des Rittmeisters Graf Solms-Laubach und Hauptmanns Dr. Georg Poensgen innerhalb von 36 Stunden zu demontieren. Daraufhin ließen sie es in 27 Kisten verpacken und nach Königsberg abtransportieren, um es dort als Beutekunst und Teil der Prussia-Sammlung zu präsentieren. Bereits am 13.11.1941 berichteten die dortigen Zeitungen ausführlich von einer Ausstellung im Stadtschloss, in der Stücke der legendären Wandverkleidung zu sehen waren. Dort befand sich das Kunstwerk bis 1944, bis es in den Kellergewölben des Hauses eingelagert wurde.
An dieser Stelle verliert sich die Spur. Fakt ist, dass Königsberg Ende Januar 1945 evakuiert wurde, nachdem die Metropole schweren Kampfhandlungen ausgesetzt war. Unklar ist, ob in diesen Tagen auch das Bernsteinzimmer seinen Weg nach Deutschland nahm. Seither gibt es widerspüchlichste Berichte über den Verbleib, so behaupten die einen, dass es in den Katakomben der zerstörten Königsberger Residenz liegen würde. Andere meinen, sie hätten die Verladung von Kisten beobachtet, die nach Deutschland gebracht werden sollten. Wiederum andere sagten aus, dass es durch die Kriegsgeschehnissen vernichtet wurde. Seit dem Verschwinden ranken sich viele Mythen, Spekulationen und Vermutungen um das „Achte Weltwunder“. Diejenigen, die meinen, dass es nach Deutschland überführt worden sei, suchen bis heute nach den Überresten. Als mögliche Orte des Verbleibs kommen neben dem Wrack der „Wilhelm Gustloff“ einige Burgen in Frage, aber ebenso wenig wird die Einlagerung in Bunkeranlagen oder Bergbaustollen ausgeschlossen.
Heute beherbergt der Katharinenpalast eine originalgetreue Kopie des Meisterwerkes, welche 1976 in Auftrag gegeben und im Jahr 2003 feierlich enthüllt wurde. Das zumindest Teile des Kunstschatzes die Wirren des Zweiten Weltkriegs überlebten, ist mittlerweile klar. Nachweislich wurden im Jahr 2000 eine Kommode und ein Mosaik an den russischen Staat zurückgegeben, die man in Deutschland entdeckt hatte. Das Möbelstück soll zunächst in Leipzig aufgetaucht sein. Anschließend sei es in den Kunsthandel geraten, den die Deutsche Demokratische Republik unter dem Deckmantel des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und dem Devisenbeschaffungsimperium „Kommerzielle Koordinierung“ betrieb. Danach endete die Spur zunächst wieder bis eine Frau aus Berlin einen Fernsehbericht über die Restaurierung des Bernsteinzimmers sah und darin ihre Kommode erkannte. Sie teilte dies dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ sowie den deutschen Behörden mit, welche daraufhin die Rückgabe einleiteten. Das Mosaik tauchte eher durch Zufall auf dem deutschen Kunstmarkt auf. Es soll seinerzeit durch einen Wehrmachtangehörigen entwendet worden sein, der es bis zum Ende seines Lebens in seiner Wohnung verwahrt habe. Nach seinem Tod habe der Sohn das Werk über einen Notar zum Kauf angeboten, wo es durch verdeckte Ermittler beschlagnahmt wurde.