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Geschichte des Roten Platzes
Die Entstehung des Platzes ist mit der Geschichte des Kremls und der sich ausbreitenden Metropole Moskau verbunden. Zuerst stellte der Kreml selbst das eigentliche Stadtgebiet dar, während es außerhalb der Befestigungsmauern jahrhundertelang kaum nennenswerte Siedlungen gab. Allerdings ließen sich vor den Toren der Stadt immer mehr Händler und Kaufleute nieder, so dass im 14. Jahrhundert östlich der Befestigungsmauern die Ortschaft Kitai-Gorod entstand. Diese wuchs bis in das 16. Jahrhundert hinein stetig an und wurde im Laufe der Jahre derart bedeutend für den Kreml, dass sie im 16. Jahrhundert durch eine stabile Außenmauer geschützt werden musste, um sie gegen Angriffe von außen abzuschirmen. Allerdings hatte dies zu Folge, dass die Händler immer mehr in das Innere der Kremlanlage drängten, um ihre Waren abzusetzen. Damit einher ging ein heilloses Chaos an Buden und Ständen, welche sich kreuz und quer über das Kremlgebiet verteilten.
Um dieser Entwicklung einen Riegel vorzuschieben, entschied Fürst Iwan III. (1440-1505) den Handel wieder aus der Festung auszulagern. Dies sollte zum einen das Leben innerhalb der Kremlmauern beruhigen und gleichzeitig der Sicherheit dienen, welche ein ungehindertes Fortkommen innerhalb der Anlage notwendig machte. Nicht zuletzt bestätigte sich dieser Aspekt noch einmal bei einem Großfeuer im Jahre 1493, bei dem viele Gebäude in Kitai-Gorod zerstört wurden, da sie fast ausschließlich in der damals typischen Holzbauweise errichtet worden waren.
Unmittelbar an dieses Ereignis schloss sich ein Erlass des Fürsten an, welcher verfügte, dass sämtlicher Handel fortan auf der östlichen Außenseite des Kremls abzuwickeln sei. Darüber hinaus durften die Häuser, welche in unmittelbarer Nähe der Kremlmauer standen und bei jenem Feuer zerstört wurden, nicht wieder aufgerichtet werden. Statt dessen sollte eine formelle Bannmeile geschaffen werden, um bei einem erneuten Brand einen Übergriff auf den Kreml verhindern zu können. Dies kann als Geburtsstunde des Roten Platzes angesehen werden, wenngleich an dieser Stelle bereits vorher ein Handelsplatz existiert haben mag.
Seit diesem Zeitpunkt wurde der vorhandene Platz ausschließlich für Handelsgeschäfte genutzt. Er war zunächst unbefestigt und glich zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert mehr einem riesigen Basar als einem innerstädtischen Vorzeigeplatz. Aus diesem Grund war der Freiraum denn zuerst auch namenlos und wurde vornehmlich mit dem Begriff „Handel“ in Verbindung gebracht, auf dem allerlei Waren aus dem In- und Ausland angeboten wurden. Dies änderte sich erst, nachdem im Jahre 1555 die Dreifaltigkeitskirche errichtet wurde, was den Volksmund dazu verleitete ihn „Platz der Dreifaltigkeit“ zu nennen. Allerdings sollte sich dies drei Jahre später schon wieder wandeln, nachdem Iwan der Schreckliche die Kirche abreißen ließ, um sie durch die Basilius-Kathedrale zu ersetzen.
Unbenommen dessen wurde der Ausbau jedoch kontinuierlich fortgesetzt, weshalb der Monarch die Gewerbetreibenden mehrmals per Dekret daran erinnern musste, die Bebauung des Platzes mit Häusern zu unterlassen. Dies half aber nur sehr wenig und konnte nicht verhindern, dass es weiterhin verheerende Großbrände vor den Kremlmauern gab.
Daher entschied der Zar am Ende des 17. Jahrhundert endgültig, dem Treiben in unmittelbarer Nähe der Kremlmauer ein Ende zu setzen. Dazu ließ er die dort vorhandenen Marktreihen abreißen bzw. um einige Hundert Meter versetzen. Dies führte in den 1690-er Jahren dazu, dass verschiedenste Handelsreihen entstanden, die als die Vorläufer des heutigen Kaufhauses GUM angesehen werden können. An diese Zeit erinnern beispielsweise einige Gassen in unmittelbarer Umgebung des Platzes, welche sich Fisch- oder Bleikristallgasse nennen.
Die freigewordene Fläche wurde daraufhin anderweitig genutzt. So ließ der Zar verkünden, dass er sie mit architektonisch hochwertigen Gebäuden wie der Kasaner-Kathedrale bzw. der Gouvernementverwaltung zu bestücken gedenke. Diese Baumaßnahmen sollten dem Ort ein neues Gesamtbild geben. Darüber hinaus erhielt der Platz während der Regentschaft von Katharina der Großen erstmalig einen Belag aus Holzbohlen, der 1804 durch Kopfsteinpflaster ausgetauscht wurde. All diese Verschö-nerungsarbeiten bewirkten, dass sich das Bild einer prunkvollen Stätte mehr und mehr durchsetzte und sich schließlich seit dem 17. Jahrhundert unter der Bezeichnung „Krasnaya Ploschtschad“ in den Aufzeichnungen wiederfindet.
Seither gilt der Platz als zentraler Mittelpunkt Moskaus, auf welchem bis zum Umzug der Zarenfamilie nach Sankt Petersburg alle Gesetze und Dekrete öffentlich gemacht wurden. Selbst nach dem Umzug in die neue Hauptstadt war die Freifläche noch immer bedeutend. Als Beleg dafür gilt, dass weiterhin alle Zarenkrönungsfeierlichkeiten auf dem Roten Platz zelebriert wurden und dort ihren grandiosen Abschluss fanden. Und auch nach der Oktoberrevolution 1917 kam der Örtlichkeit eine übergeordnete Rolle zu, da sie zum Symbol eines ganzen Systems wurde. Der Platz wurde zu der Tribüne einer Staatsmacht, zum Synonym einer Weltmacht. Dies verdeutlicht nicht zuletzt die Errichtung des Lenin-Mausoleums im Jahre 1924 auf dem Platz in direkter Nachbarschaft des Kremls sowie die alljährlich dort stattfindenden Militärparaden.
In Erinnerung ist ferner der Flug des bundesdeutschen Hobbypiloten Mathias Rust, der 1987 im Alter von 18 Jahren mit einer Cessna 172 in der Nähe des Kremls zur Landung ansetzte und unweit des Roten Platzes zum Stehen kam. Dieses Ereignis hatte große innenpolitische Auswirkungen in der Sowjetunion. Zwar stiegen russische Abfangjäger auf, um die Grenzüberschreitung zu überprüfen, eine Reaktion erfolgte hingegen nicht. Dies nutzte Michael Garbatschow später, um sich von mehr als 300 reformfeindlichen Generälen zu trennen. Nicht zuletzt erlangte die Aktion weltweite Aufmerksamkeit und führte dadurch ungeahnter Weise ein wenig zur Entspannung des Ost-West-Konfliktes.
Doch nicht nur diese Ereignisse haben den Ort, der seit 1990 zusammen mit dem Kreml auf der Liste der UNESCO-Weltkulturstätten steht, geprägt. Als historisch bedeutsam gelten zudem die Konzerte einiger internationaler Stars, wie die Red Hot Chili Peppers, Paul McCartney oder die Scorpions, welche bis zu 500.000 Menschen anlockten.