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Chronik des GUM

Artikel von russland-info.tk

Der Ursprung des Objektes geht auf die Handelsreihen zurück, die sich bereits im 17. Jahrhundert ansiedelten. Es handelte sich dabei um eine Ansammlung von Straßenverkaufsständen, die sich um den Kreml herum entwickelt hatten.

Während die Stände in unmittelbarer Nähe des Roten Platzes auf einer Anhöhe standen und „Obere Handelsreihen“ hießen, wurden die beiden am Hang zum Moskwa-Ufer hin gelegenen Viertel „Mittlere Handelsreihen“ bzw. „Untere Handelsreihen“ genannt. Diese reichten jedoch bald nicht mehr aus, da die Moskauer Bevölkerung stetig anwuchs und damit eine Erhöhung der Handelskapazitäten einherging. Dies vergrößerte allerdings die Unordnung in diesen Arealen zusehends und deshalb beschlossen einige einflussreiche Kaufleute mit Genehmigung des Zaren in den 1780-er Jahren ein zweigeschossiges Backsteingebäude zu errichten. Dies sollte den Handel in geordnete Bahnen lenken und nicht zuletzt den Regenten dahingehend entlasten, dass dieser wieder ohne größere Anstrengungen seine Residenz verlassen bzw. erreichen konnte.

Dank dieser Initiative entstand das erste Warenhaus Russlands, was den Namen „Obere Handelsreihen“ trug. Gleiches unternahmen die Kaufleute der anderen Bereiche und es entstanden erste Markthallen, die als Vorläufer des GUM galten. Diese Gebäude überdauerten jedoch nicht lange und brannten 1812 fast vollständig nieder als Napoleon nach Moskau vorrückte. Doch schon nach dem Krieg baute man die Handelsreihen wieder auf, wodurch die Geschäfte ab 1815 in neuen Räumlichkeiten fortgesetzt werden konnten. Allerdings sahen diese Bauten äußerlich weit besser aus als sie im Inneren waren, wo es recht chaotisch zuging und die Ladenlokalitäten sehr verschachtelt lagen. Ein weiteres Problem waren die Besitzverhältnisse innerhalb der Hallen, so dass Schäden am Dach, der Fassade o.ä. nur schwer zu reparieren waren. Zwar betrafen solche Zerstörungen alle Händler, allerdings war nicht jeder bereit, etwas für die Ausbesserung zu geben. Als Resultat dessen verfielen die Handelsreihen zusehends. Dies führte vermehrt zu Warenschäden, die beispielsweise durch eindringendes Regenwasser verursacht wurden. Da sich diese Zustände noch verschlimmerten, begann die Bevölkerung sich für einen Abriss zu begeistern. Schließlich forderte der Generalgouverneur von Moskau 1869 die Beseitigung der baufälligen Objekte.

Die Ladenbesitzer waren von der Forderung geschockt, sahen sie sich doch in ihrer Existenz bedroht. Daher verteidigten sie die Hallen mit massivem Widerstand. In den 1880-er Jahren tat sich dann eine Kompromisslösung auf. Ein angesehener Kaufmann schlug vor, an der Stelle der maroden Häuser einen dreistöckigen Neubau nach neusten Maßstäben der Architektur zu errichten, von dessen Fertigstellung auch die Alteigentümer profitieren sollten. Diese Idee faszinierte alle und legte den Grundstein für die Erneuerung. Um genug Kapital für das Vorhaben zu mobilisieren, entschieden sich die Kaufleute am 10. Mai 1888 eine neue Aktiengesellschaft zu gründen, die den Namen „Gesellschaft der Obere Handelsreihen am Roten Platz in Moskau“ trug. Ziel des Unternehmens war es, Anteilsscheine zum Stückpreis von 100 Rubel auszugeben und damit die Neuerrichtung zu finanzieren. Des Weiteren erhielt jeder vormalige Ladenbesitzer Anteile in der Höhe, die der Größe seines Anteils an dem alten Bauwerk entsprach. Die Bevölkerung nahm diesen Vorschlag ebenfalls dankend an und schon in den ersten Tagen kamen rund zehn Millionen Rubel zusammen. Bereits am 15. November 1888 war soviel Geld vorhanden, dass das Projekt ausgeschrieben und wenig später mit dem Abriss der alten Gebäudeteile begonnen werden konnte.

Gewinner der Ausschreibung waren der Architekturprofessor Alexander Pomeranzew und der Ingenieur Wladimir Schuchow, deren Entwurf ein Objekt im pseudorussischen Stil präsentierte. Dieses sollte die traditionelle Baukunst des 15. und 16. Jahrhunderts mit westeuropäischen, klassizistischen Elementen verbinden. Der altrussische Einfluss ist dabei im Besonderen an der Fassade zu erkennen, die große Bogenfenster aufweist, wie sie sich auch in russisch-orthodoxen Kirchengebäuden finden. Ein weiteres Merkmal sind die beiden spitzen Türme in der Mitte des Hauses, die an Kremltürme erinnern. Im Gegensatz zur Fassade besticht die Innenarchitektur durch einen sehr modernen Stil, wie er für Europa am Ende des 19. Jahrhunderts typisch war. Dieser war durch eine zahlreiche Glas- und Stahlverarbeitung gekennzeichnet. Besondere Beachtung fand unter den Preisrichtern und Kaufleuten die für damalige Zeit einzigartige Glasüberdachung. Ihre Länge von 250 Metern stellt noch heute ein markantes Merkmal des GUM dar. Die Konstruktion besteht aus etwa 60.000 Glasscheiben und wird von Metallelementen getragen, die ein Gesamtgewicht von 833 Tonnen aufweisen.

Nachdem Zar Alexander III. die Genehmigung zum Bau der neuen Handelsreihen erteilt hatte, fand am 21. Mai 1890 die feierliche Grundsteinlegung statt. An ihr nahm fast die gesamte Moskauer Prominenz einschließlich des Generalgouverneurs teil.

Im Jahre 1893 waren die Handelsreihen fertiggestellt und das Kaufhaus wurde am 2. Dezember 1893 mit einem Festakt eingeweiht. Bereits im Vorfeld der Feierlichkeiten hatte sich das Ereignis international herumgesprochen, da das Warenhaus mit vielen Neuerungen aufwarten konnte. Es verfügte über eine Zentralheizung, ein hausinternes Kraftwerk zur eigenen Stromversorgung sowie mehrere elektrisch betriebene Lastenaufzüge, was für die damalige Zeitepoche als äußerst modern galt. Daher war es nicht verwunderlich, dass die Hallen innerhalb weniger Tage zu einer Touristenattraktion avancierten. Allerdings konnten sich schon damals nur die wenigsten Einwohner Moskaus Waren aus den Handelsreihen leisten, weil sich die dort feilgebotenen Artikel wie Pelze, Uhren, Schmuck, Parfüm und Mode weit über gewöhnliche Einkommensgrenzen hinausbewegten.

Wenngleich die Waren teuer und die Mieten hoch waren, machte sich das Geschäft bezahlt. Die Kunden wussten das Kaufhaus schon wegen der begleitenden Dienstleistungen zu schätzen, die zum einen aus Gepäckträgern bestanden, die die erworbenen Waren transportierten. Darüber hinaus bot das Warenhaus eine gute Versorgung. Man hatte nach dem Einkauf die Möglichkeit, einen der dort ansässigen Gastronomiebetriebe zu besuchen, Bankgeschäfte in einer Filiale zu tätigen, Postsendungen auf einem Amt abzugeben, eine neue Frisur in einem Salon zu erhalten oder die Dienste eines Zahnarztes zu nutzen. Nicht zuletzt die Auszeichnung der Preise machte den Kauf zu einem einmaligen und schnellen Erlebnis, denn bis dato war es in Russland üblich zu feilschen. Insoweit begründeten die Handelsreihen eine völlig neue Handelskultur, die das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben Moskaus entscheidend prägen sollte.

Nach dem Ende der Oktoberrevolution im Jahre 1917 änderten sich die Verhältnisse in den Handelsreihen. Die Läden schlossen sukzessive, nachdem der Handel nationalisiert worden war. Zwar waren kleine Geschäftsinhaber von Enteignungen verschont geblieben, doch gaben mehr und mehr Ladenbesitzer ihre Räumlichkeiten auf. Es gab keinen Profit mehr zu erwirtschaften und so quartierten sich zunächst verschiedene staatliche Stellen in den Geschäftsräumen ein. Zwar veränderte sich dies 1921 noch einmal, nachdem W. I. Lenin die Neue Ökonomische Politik propagierte und privaten Handel zuließ. Dieser war jedoch nicht von Luxusgütern geprägt sondern beschränkte sich größtenteils auf Waren des täglichen Bedarfs wie Alltagsgegenstände oder propagandistische Hilfsmittel wie Fahnen.

Gleichzeitig mit der Öffnung des Handels erhielten die Handelsreihen ihren neuen Namen „GUM“. Dies sollte den staatlichen Anspruch unterstützen und deutlich machen, dass es sich um ein staatseigenes Warenhaus handelte. Nachdem die Neue Ökonomische Politik am Ende der 1930-er Jahre gescheitert war, endete auch die vorerst letzte Ära des Einkaufszentrums. Die Lokalitäten wurden geräumt, die Räumlichkeiten umgebaut und andere Institutionen wie eine Druckerei oder eine Kantine übernahmen das Leben in den Mauern des ehemaligen Kaufhauses.

Obwohl das GUM die Bombardierung Moskaus durch die Deutschen fast unbeschadet überstanden hatte, dachte die sowjetische Führung unter J. Stalin darüber nach, es Ende der 1940-er Jahre abzureißen. Statt dessen sollte an seiner Stelle eine riesige Skulptur zu Ehren des Sieges der Sowjetunion entstehen. Dieser Plan wurde jedoch vom Ministerrat der UdSSR verworfen, nachdem J. Stalin 1953 verstarb und durch Entwürfe ersetzt, welche die erneute Öffnung der Passagen zum Ziel hatten. Nikita S. Chruschtschow, damaliger Funktionär und späterer Staatschef der Sowjetunion, soll dabei nach Zeugenaussagen höchstpersönlich Vorreiter der Initiative gewesen sein, die das GUM zum neuen Vorzeigekaufhaus Russlands machen wollte. Fakt ist zumindest, dass die Renovierung des Bauwerkes ab diesem Zeitpunkt vorangetrieben wurde und bereits am 24. Dezember 1953 eine Wiedereröffnung gefeiert werden konnte.

Das Image des Vorzeigewarenhauses haftete dem Gebäude bis zum Ende der Sowjetzeit an, da es regelmäßig mit Waren versorgt wurde. Somit war es nicht von dem sonst typischen Warenmangel betroffen, wie ihn viele andere Kaufhäuser Russlands kannten. Darüber hinaus wurde das GUM sogar in einigen speziellen, nicht öffentlichen Abteilungen mit Dingen beliefert, die dem nichtsozialistischen Ausland entstammten. Wenn die dortigen Bestände nicht abgebaut werden konnten, gelangten diese Produkte auch in andere Bereiche des Warenhauses. Schnell verbreitete sich das Gerücht, dass man in den Passagen Schnäppchen ergattern konnte, was mehr und mehr zu Warteschlangen vor dem Eingang des Kaufhauses führte. Bereits am Morgen begannen die Menschen die Jagd nach der Mangelware und so rief dies in den 1970-er Jahren die sowjetische Führung erneut auf den Plan.

Nach ihrer Meinung war es wenig förderlich wenn westlichen Touristen mitbekamen, wie Menschen im Herzen Moskaus nach Waren anstanden. Daher beschäftigte sich die Staatsführung abermals mit der Schließung des Hauses um eine Negativwirkung abzuwenden. Diesen Überlegungen soll jedoch der damaligen Präsident Leonid I. Breschnew persönlich eine Abfuhr erteilt haben, dessen Ehefrau Stammkundin einer im GUM ansäs-sigen Schneiderei war.

Mit dem Ende der Sowjetunion änderte sich die Gegebenheiten für den Handel. Betriebe und Ladengeschäfte wurden privatisiert und das Gebäude ging an eine Betreiber-Aktiengesellschaft über, dessen größter Anteilseigner die Stadt Moskau ist. Diese vermietet die Ladenflächen ihrerseits an private Unternehmen. Diese Privatisierung machte eine Änderung des Namens notwendig, weshalb dann aus dem „Staatlichen Kaufhaus GUM“ das „Hauptkaufhaus GUM“ wurde. Dabei legte man sehr viel Wert darauf, dass die drei bekannten Buchstaben erhalten blieben, da das GUM weltweit ein Begriff ist und quasi als Marke gesehen werden kann.

Heute beherbergen die Passagen wieder eine Vielzahl hochpreisiger, internationaler Ge-schäfte, nachdem sie vom Ende der 1990-er bis Mitte der 2000-er Jahre umfangreich saniert und renoviert wurden. Somit hat das GUM den Charakter eines luxuriösen Warenhauses zurückerhalten und kann seither wieder mit erstklassigen Kaufhäusern der ganzen Welt mithalten.

Weitere Links

Zusätzliche Informationen

Um Informationen zu den weiteren Sehenswürdigkeiten des Roten Platzes zu erhalten, nutzen Sie bitte die nachfolgenden Internetverweise.

Geschichte des Roten Platzes

Historisches Museum

Kasaner-Kathedrale

Basilius-Kathedrale

Minin-Poscharski-Denkmal

Lenin-Mausoleum

Warenhaus GUM

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Warenhaus GUM

Photos

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