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1900 - 1999

Artikel von russland-info.tk

Mit dem Petersburger Blutsonntag begann die Revolution von 1905-1907 und auch die Februarrevolution von 1917 nahm ihren Anfang in der Stadt. Höhepunkt der Revolten war jedoch die Oktoberrevolution, welche mit einem Schuss aus der Bordkanone der „Aurora“ eingeleitet wurde. Dies brachte nicht nur eine Wende für den Staat mit sich, sondern sollte vor allem die Ortschaft Sankt Petersburg nachhaltig verändern.

Zum einen erklärte der damalige Führer der kommunistischen Partei, W.I. Lenin Moskau wieder zur Hauptstadt Russlands und damit der neu gegründeten Sowjetunion. Außerdem wurde die gesamte Zarenfamilie im Rahmen der Revolution hingerichtet. Nach dem Tode des Regenten erhielt die Kommune den Namen Leningrad. Sie sollte nach den Vorstellungen der Regierung nach und nach eine von vielen Städten werden sowie zu großen Teilen in der Bedeutungslosigkeit versinken.

Allerdings sollte das Schicksal einen anderen Weg nehmen. Ein weiteres großes, geschichtliches Ereignis trug sich mit der Leningrader Blockade zu, bei der die deutsche Wehrmacht die Großstadt 900 Tage belagerte.

Die Belagerung dauerte vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 und hatte auf Hitlers Befehl hin zum Ziel, die Region systematisch von jeglicher Versorgung abzuschneiden. Hitler wies das Militär an, keine Eroberung Leningrads zu versuchen und daher starben nach neusten Schätzungen 1,1 Millionen Zivilisten an Hunger und Entkräftung. Die geheime Weisung des Oberkommandos der Wehrmacht vom 23. September 1941 lautete:

„Der Führer ist entschlossen, die Stadt Petersburg vom Erdboden verschwinden zu lassen. Es besteht nach der Niederwerfung Sowjetrusslands keinerlei Interesse am Fortbestand dieser Großsiedlung.“

Die Zeit der Blockade war für das drei Millionen Einwohner zählende Sankt Petersburg sehr hart. Lebensmittel konnten nur unter erschwerten Bedingungen in die Siedlung gebracht werden. Der Warentransport wurde per Luftpost oder im Winter per Lastkraftwagen über den zugefrorenen Ladogasee abgewickelt. Allerdings lag die Route über den See im Schussfeld der Wehrmacht, was dazu führte, dass von drei entsandten Fahrzeugen zumeist nur eines das Stadtgebiet erreichte. Das Jahr 1941 war das schlimmste für die Bevölkerung, waren die meisten Lebensmittelvorräte doch durch Luftangriffe vernichtet worden und der früh einbrechende Winter drückte die Temperaturen auf minus 40 Grad Celsius hinunter. Brennholz war Mangelware und die Essensvorräte mussten auf ein Minimalmaß reduziert werden. Dies bedeutete, dass Arbeitern am Tage nur 250 Gramm Brot zustanden und Kinder sowie Frauen mit 125 Gramm auskommen mussten. Allein im Dezember fielen den unmenschlichen Bedingungen 53.000 Menschen zum Opfer, von denen ein Großteil einfach vor Kraftlosigkeit auf der Straße umfiel.

Die Zahlen der Belagerung sind unvorstellbar. Es wurden zirka 150.000 Artilleriegeschosse auf die Ortschaft abgeschossen, etwa 100.000 Fliegerbomben fielen. Darüber hinaus kamen zirka 500.000 sowjetische Soldaten bei den Versuchen ums Leben, die Blockade zu sprengen.

Erst mit der Einnahme von Schlüsselburg am 18. Januar 1943 gelang es der Roten Armee wieder eine Versorgungslinie in die Stadt zu etablieren. Die endgültige Befreiungsoffensive begann am 14. Januar 1944 und konnte am 27. Januar 1944 abgeschlossen werden. Nach neueren Angaben des russischen Historikers W. Kowaltschuk starben in den drei Jahren der Belagerung zirka zwei Millionen Russen. Damit verloren etwa 3–4 mal mehr Sowjetbürger ihr Leben, als in der damals zirka 450.000 Einwohner umfassenden Metropole Stalingrad.

Nach dem Krieg wandte sich die Regierung wieder mehr der Gemeinde zu. Sie wurde zum Symbol für den Widerstandswillen der Bevölkerung sowie das Leiden, was über Russland gebracht worden war und deshalb wurde der Wiederaufbau zur Chefsache erklärt. In kürzester Zeit zogen mehr als eine Million Arbeiter nach Sankt Petersburg zu, die sich an die Rekonstruktion der zerstörten Gebäude machten.

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